LEONBERGER HUNDEZUCHT

 

Löwe aus Kurpfalz

Rund um den Deckakt

Update: 2. August 2018

DER ZYKLUS DER HÜNDIN:

Die Phasen des Zyklus dauern bei Hündinnen unterschiedlich lange. So werden manche Tiere nur einmal pro Jahr läufig, andere zwei oder drei Mal.

Die Läufigkeit beginnt mit der Vorhitze, Proöstrus genannt. In diesem Zeitraum beginnt die Läufigkeitsblutung in Form von blutig-serösem Ausfluss. Dieser entsteht, wenn die Gebärmutterwand für eine künftige Trächtigkeit aufgebaut wird. Dabei platzen vereinzelt Blutgefäße , weil der Aufbau der Schleimhaut so rasant verläuft. Außerdem schwillt die Scheide (Vulva) deutlich an. Verantwortlich für diese äußeren Anzeichen ist die einsetzende Hormonwirkung von Östrogenen.

Normalerweise dauert der Proöstrus etwa 9 Tage (1 bis 27 Tage). In dieser Zeit steigt die Attraktivität der Hündin für Rüden. Beide suchen vermehrt Kontakt und die Hündin versucht, bei Artgenossen aufzureiten. Ein Aufreiten bei ihr selbst duldet die Hündin in dieser Phase allerdings nicht. Noch knurrt sie die Rüden an und setzt sich hin, wenn diese ihrem Hinterteil zu nahe kommen.

Mit Voranschreiten der Vorhitze bilden sich drei geschlechtsspezifische Reflexe immer deutlicher aus:

  • Berührt man die Hündin oberhalb der Scheide „blinzelt“ diese, die Vulva kippt nach oben.
  • Tippt man die Vulva seitlich an, krümmen sich die Hinterbeine in dieselbe Richtung.
  • Auch die Rute reagiert zunehmend bei einer Manipulation in der Vulvagegend.
  • Nach etwa ein bis zwei Wochen wird der blutige Ausfluss der Hündin meist heller, dünnflüssiger, also transparenter und fleischwasserfarben. Selten haben Hündinnen in diesem Zyklusstadium noch einen blutigen Ausfluss. Die Vulva ist nicht mehr prall ödematisiert, es zeigen sich Falten. Der Zyklus der Hündin geht in den Östrus (Hitze) über, der auch wieder durchschnittlich 9 Tage (4 bis 24 Tage) dauert.

Im Verhalten werden die Abwehrreaktionen gegen das Aufreiten  weniger, bis sie schließlich vollständig fehlen. Dieses Stadium wird als Standhitze bezeichnet und dauert meist drei bis fünf Tage. Die Hündin bewegt auf Berührung der hinteren Körperpartie den Rutenansatz nach oben und zur Seite und bildet ein Hohlkreuz bis hin zum Bewegungen in eine rückwärts gerichtete Richtung. Damit sind ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Bedeckung erreicht.

Wenn die Läufigkeitsblutung nachlässt oder gar ganz aufhört, wenn die Scheide bereits abschwillt und das Interesse am anderen Geschlecht nachzulassen beginnt, ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Deckakt am größten.

Verantwortlich für den Zyklus der Hündin sind zeitlich unterschiedliche Konzentrationen verschiedener Hormone unter denen das Progesteron in seiner Bedeutung für Züchter eine herausragende Stellung einnimmt.

DECKZEITPUNKTBESTIMMUNG

Grundlegende Methoden zur Deckzeitpunktbestimmung hat bereits der Zuchtleiter des DCLH,  Herr Mayer, in einem Beitrag in der 1. Ausgabe der LeoZeit im August 2015 auf Seite 16 dargestellt.

Erfahrene Züchter können meist recht gut einschätzen, wann ihre Hündin für eine erfolgreiche Bedeckung bereit ist. Aber manchmal kann es notwendig sein, eine exakte Deckzeitpunkt-Bestimmung durchzuführen. Denn nicht immer ist bei ausgeprägter Libido auch die Fertilität optimal, beispielsweise wenn eine Hündin 10 Tage nach dem Deckakt noch immer läufig ist und Rüden sich für sie interessieren.

Optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Deckakt sind an etwa zwei Tagen im Zyklus gegeben. Erkennen kann man diesen Zeitpunkt an der Farbe der Scheidenschleimhaut, an der Zahl und Form der Zellen nach einem Scheidenabstrich und an der Konzentration des Gelbkörperhormons Progesteron.

Anhand des Progesteronwertes kann man bestimmen, wann die Hündin Eisprünge hat. Ist dies bekannt, ergeben sich daraus Hinweise auf die Tage, die am besten für den Deckakt geeignet sind und bis wann spätestens die Hündin gedeckt sein muss.

Bei Hündinnen gibt es eine tierartliche Besonderheit: Erst zwei bis drei Tage nach dem Eisprung sind die Eizellen auch befruchtungsfähig. Entsprechend dieser Reifeperiode richtet sich normalerweise das natürliche Deckverhalten. Die Deckbereitschaft ist ab dem Zeitpunkt der Eisprünge bis etwa drei Tage danach am ausgeprägtesten. Davon gibt es aber immer wieder Abweichungen.

Die genaueste und somit Methode, den Zeitpunkt der Eisprünge und somit den optimale Zeit für eine Bedeckung zu bestimmen, ist der Progesterontest. Er wird erstmals ab dem 5. – 7. Tag der Läufigkeitsblutung durchgeführt. Je nach Ergebnis wird er im Abstand von vier bis zwei Tagen wiederholt. Etwa zwei Tage vor den Eisprüngen kann das Ergebnis der Progesteron Bestimmung zeigen, dass die Eisprünge kurz bevor stehen. Darauf basierend kann dann mit dem Rüdenbesitzer der Termin für den Deckzeitpunkt festgelegt werden. 

Die Progesteonbestimmung erfolgt am einfachsten mit so genannten semi-quantitativen Test Kits, die entsprechend der Hormonkonzentration mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Färbung reagieren. Nach Herstellerangaben reagieren diese Tests zwar sehr zuverlässig, unter Praxisbedingungen taugen sie nach meiner Erfahrung allerdings nur selten, da sie mitunter unklare oder fehlerhafte Ergebnisse liefern.

Besser ist, den Progesteron Test in einem großen Zentrallabor wie beispielsweise Laboklin oder Synlab durchführen zu lassen. Der optimale Deckzeitpunkt lässt sich so deutlich zuverlässiger bestimmen. Da unterschiedliche Labore aus gleichen Blutproben verschiedene Messergebnisse liefern können, kann keine Angabe über allgemein gültige optimale Werte gegeben werden, zumal die Progesteron Bestimmungen in unterschiedlichen Maßeinheiten angegeben werden können. Wichtig ist, dass das Blut in einer Tierarztpraxis genommen wird, von der die Probe mittels eines Kurierdienstes schnell zum Labor befördert wird. Da die Proben meist nachts abgeholt werden, empfiehlt es sich, gegen Ende der Sprechzeit die Blutprobe nehmen zu lassen. Das Ergebnis liegt dann am nächsten Vormittag vor. Zu beachten ist, dass die meisten Labore an Sonn- und Feiertagen geschlossen sind. Sprechen Sie daher die individuellen Abholzeiten des Kurierdienstes mit ihrer Tierarztpraxis ab. Für die Befundübermittlung muss Ihre Tierarztpraxis natürlich erreichbar sein. Bei längerer Anreise zum Rüden kann auch eine Blutprobe unmittelbar vor der Abfahrt genommen werden. Das Ergebnis ist dann von unterwegs abrufbar. Es empfiehlt sich nach erfolgreichem Deckakt einen weiteren Progesteron Test durchführen zu lassen, mit dessen Hilfe tatsächlich erfolgte Eisprünge bestätigt werden können.

Die Wahl einer geeigneten Tierarztpraxis ist also nicht nur unter dem Aspekt Welpengeburtshilfe sondern auch hinsichtlich einer vernünftigen  Progesteronwert Bestimmungt wichtig. Dabei sollte man bereits bei der Wurfplanung abklären, ob der Tierarzt bereit ist, einen entsprechenden Service (Blutentnahme und Kurierdienst zu einem renomierten Großlabor) und eine vernünftige Erreichbarkeit zu bieten. Nur die beste Labordiagnostik führt letztlich zu einer vollen Wurfbox.

Einige wenige Tierarztpraxen bieten auch einen 7-Tage-Dienst zur Deckzeitpunktbestimmung an. Diese sollten aber über entsprechende messgenaue Laborgeräte ( z. B. mini VIDAS® ) verfügen, mit denen sie den Progesteron Test durchführen können. Ob ein solcher Tierarzt in der Nähe ist, kann man in Internet unter anderen bei „dogrep“ recherchieren.

Vom Ergebnis des Progesteron Tests sollte man sich nicht irritieren lassen. Die Ovulation steht nicht immer in unmittelbarem Zusammenhang zur Deckbereitschaft der Hündin.

DER DECKAKT

Zunächst ist abzuklären, wo der Deckakt stattfinden soll. Am besten richtet man sich dabei nach den Gewohnheiten des Rüden. Normalerweise reist die Hündin zum Rüden, es kommt aber bisweilen vor, dass der Rüde zu Hause noch nie erfolgreich gedeckt hat. Es wird also zunächst besprochen, wo die beiden Deckpartner aufeinandertreffen sollen, innerhalb oder außerhalb eines Grundstücks oder doch lieber auf einer Wiese irgendwo im Grünen. Dabei braucht man keine Angst vor einer freien Bedeckung haben; es passiert höchstens ein Malheur in eng umfriedeten Grundstücken.

Das Deckverhalten kann bei der Hündin am Tag der Ovulationen am meisten ausgeprägt sein, aber meist ist sie es aber ein oder zwei Tage später. Anschließend steigert sich die Libido nicht im Vergleich zu den Vortagen.

Der Deckakt an sich läuft normalerweise folgendermaßen ab:

  • Nach der Kontaktaufnahme zwischen Hündin und Rüden kommt es zunächst zum gegenseitigen Beschnuppern im Kopf- und Genitalbereich. Zwischendurch zeigen beide abrupte, sprunghafte Bewegungen, die Aufforderungen zum Spielen ähneln. Diese Phase der Kontaktaufnahme kann mitunter recht lange dauern. Hierbei ungeduldig zu werden und mehr oder weniger „hilfreich“ in den Ablauf eingreifen zu wollen, wäre wenig zielführend.
  • Es folgt nach mehr oder weniger langer Zeit des Vorspiels das Aufreiten des Rüden.
  • Nach einigen Suchbewegungen dringt der Penis in die Scheide der Hündin ein.
  • Nach einigen Friktionsbewegungen sollte das „Hängen“ oder „Knoten“ erfolgen. Dabei schwillt ein besonderer Schwellkörper (Bulbus glandis) derart an, dass er sich fest mit der Scheide der Hündin verbindet. Dieser Vorgang dauert normalerweise 10 bis 20 Minuten, manchmal sogar bis zu einer Stunde.
  • Meist kommt es während dieser Zeit zum „Umsteigen“: Der Rüde steigt über die Hündin, so dass beide anschließend Hinterteil an Hinterteil stehen.
  • Ohne „Hängen“ oder “Knoten“ sind die Aussichten auf eine Trächtigkeit deutlich reduziert.

Im Anschluss an einen erfolgten Deckakt kann eine antibiotische Versorgung der Hündin sinnvoll sein, um eine Manifestation von möglichen Deckinfektionen vorzubeugen (beispielsweise mit Langzeitpenicillin und Streptomycin über 5 – 7 Tage s. c.).

ABWEICHUNG VOM DECKVERHALTEN

Etwa die Hälfte aller Hündinnen kommt am 12. bis 14. Tag, ausgehend vom ersten Tag der Läufigkeitsblutung, in die Standhitze, die wiederum drei bis fünf Tage dauert. Ein kleiner Teil der Hündinnen sind aber schon früher deckbereit, ein Drittel erst später. Manche Hündinnen lassen sich nicht im Natursprung decken, obwohl sie nachweislich eine fertile Phase haben. Ein weiterer Teil lassen sich sogar zwei Wochen oder länger decken, wobei man nicht weiß, wann die Eisprünge erfolgen.

Die Progesteonbestimmung ist besonders bei Hündinnen wichtig, deren Zyklus nicht normal verläuft. Nur so lässt sich feststellen, ob die Hündin trotz entsprechenden Verhalten überhaupt Eisprünge hat. Auch ein „Split-Östrus“, also ein unterbrochener Zyklus oder ein verlängerter Zyklus lassen sich so sicher diagnostizieren.

Es kann auch vorkommen, dass sich eine Hündin bis zu vier Wochen vor der eigentlichen Standhitze decken lässt. Eine zu einem späteren Zeitpunkt erst einsetzende Läufigkeitsblutung wird dann oftmals als Abort oder Gebärmutterentzündung fehlinterpretiert.

In der Literatur konnten keine Angaben gefunden werden, die auf eine Erblichkeit des Deckverhaltens hinweisen würden.

DECKFREQUENZ DES ZUCHTRÜDEN

Ein zweimaliges Decken eines Rüden innerhalb weniger Stunden ist normalerweise möglich. Danach sollte eine 48-stündige Pause erfolgen. Das häufig praktizierte zweimalige Decken derselben Hündin im Abstand von 24 Stunden ist also unter diesem Aspekt grundsätzlich sinnvoll und kann die Anzahl der Welpen positiv beeinflussen.

Dies kann jedoch nicht bedeuten, dass ein Rüde kurz hintereinander zwei verschiedene Hündinnen decken darf. Aus zuchthygienischem Aspekt ist dies ein Unding. Zu groß ist die Gefahr, dass auf diese Weise Krankheiten übertragen werden können.

L-TYROSIN, MACA

Die Gabe der Aminosäure L-Tyrosin soll die Bereitschaft der Hündin steigern, den Rüden zu dulden. Allerdings weiß niemand, wie das funktionieren soll und in der Literatur gibt es keinerlei verlässliche Angaben über eine tatsächliche Wirkung einer solchen Aminosäuregabe.

Macapulver soll eine positive Wirkung auf Fruchtbarkeit und Wurfgröße haben. Wenn auch ein wissenschaftlicher Nachweis fehlt, so soll Maca bei ausreichend langer Verabreichung einen positiven Effekt auf die Fertilität bei Mensch und Tier zu haben.

HORMONTHERAPIE

Wenn eine Hündin trotz erfolgreichem Deckakt nicht trächtig wird, helfen oft nur noch eine Hormontherapie. Für unterschiedliche Fruchtbarkeitsstörungen gibt es variierende Behandlungspläne. Um beispielsweise die Zeit zwischen zwei Läufigkeiten zu verkürzen, kann die Gabe von Anti-Prolaktin erfolgreich sein. Dieser Gegenspieler von Prolaktin bewirkt, dass die Hitze nicht weiter unterdrückt wird. Läufigkeit und Eisprung setzen mit dieser Hormonbehandlung früher ein.

Solche Hormonbehandlungen dürfen aber nur unter tierärztlicher Aufsicht erfolgen. Falsche Medikamente oder falsche Dosierungen können zu Schädigungen an Geschlechtsorganen oder anderen schweren Erkrankungen bis hin zu Vergiftungen führen.

KÜNSTLICHE BESAMUNG DER HÜNDIN

Mitunter werden wahre Odysseen mit läufigen Hündinnen unternommen, um potenzielle Deckpartner aufzusuchen. Am Zielort angekommen, wundern wir uns dann, dass das „mit dem Decken“ nicht klappt. Wenn wir ehrlich sind, haben auch wir nach etlichen Stunden Autofahrt auch eher Lust auf ein Entspannungsbad als darauf, Nachkommen zu zeugen. Ein Spaziergang in ruhiger Umgebung, zunächst alleine und später zusammen mit dem Rüden, kann hier zum Erfolg führen.

Häufig bleiben Paarungsversuche von jungen Hündinnen mit ebenfalls unerfahrenen Rüden erfolglos. Oft  ist es auch ungünstig, wenn sich die Deckpartner schon länger kennen, weil sie etwa im gleichen Haushalt leben oder schon als Welpen miteinander gespielt haben. Dann kann es vorkommen, dass die Hündin den Rüden nicht ernst nimmt und ihn als Deckpartner einfach nicht akzeptiert.  Und schließlich kann es vorkommen, dass sich Rüde und Hündin einfach nicht sympathisch finden. Ist die Abneigung zu groß, bleibt der Deckakt aus. In diesen Fällen ist es ratsam, zu einem anderen, möglichst deckerfahrenen Rüden zu fahren.

Sollten jedoch alle Bemühungen erfolglos bleiben, bleibt oftmals nur noch die künstliche Besamung. Die Erlaubnis hierfür ist an gewisse Voraussetzungen gebunden. Anders als in vielen Nachbarländern, ist eine Genehmigung des Zuchtausschusses des DCLH vorher einzuholen.